Im Rahmen der Lancierung der Behindertenliste vom 10. Mai 2023, durfte ich mich und meine Kandidatur auf dem Bundesplatz in einer 3-Minuten-Rede vorstellen.
In den 90-er Jahren auf einer USA-Reise fragte ich in einem Einkaufszentrum nach einem Rollstuhl-WC. So war ich es aus der Schweiz gewohnt und bin es immer noch. «Die WCs sind dort drüben», hiess es. Ich konnte ganz selbstverständlich dort auf die Toilette gehen, wo alle anderen auch. Meine Behinderung spielte keine Rolle.
Mein Name ist Simone Leuenberger. Ich bin im Elektrorollstuhl unterwegs. Ich habe eine Muskelbehinderung. Deshalb leihe mir die Kraft von meinen persönlichen Assistentinnen. Sie unterstützen mich im Alltag bei alldem, was ich aufgrund meiner Behinderung nicht selbst tun kann. Ich kandidiere für die EVP in der Spitzengruppe der Stammliste für den Nationalrat.
In der Schweiz spielt Behinderung leider noch zu oft die Hauptrolle. Doch es geht auch anders. Dies erlebe ich in meinem Beruf als Gymnasiallehrerin für Wirtschaft und Recht. Ich bin die Lehrerin und die Kollegin. In meiner Partei, der EVP, erfahre ich das auch. Meine Behinderung war für die Nationalratskandidatur nebensächlich. Genau so stelle ich mir eine inklusive Gesellschaft vor: Nicht die Behinderung steht im Vordergrund, sondern die Menschen, die mit ihren Fähigkeiten und ihren Lebenserfahrungen die Schweiz bereichern.
Genau das darf ich zur Zeit als EVP-Grossrätin im Parlament des Kantons Bern tun. Mein langjähriges politisches Engagement gerade auch in der Behindertenpolitik hilft mir, verschiedenste Anliegen mitzudenken und im Dialog mehrheitsfähige Lösungen zu finden. Behinderung muss von Anfang an und überall mitgedacht werden.
Die Schweiz ist für ihre Vielfalt bekannt, sei es landschaftlich, aber auch in der Politik. Zu dieser Vielfalt tragen auch wir Menschen mit Behinderung bei.
Die Schweiz kann es sich nicht mehr leisten, auf das Fachwissen, die Kompetenzen und Erfahrungen von einem Fünftel der Bevölkerung zu verzichten.
Damit Behinderung im Alltag zur Nebensache wird, werde ich sie im Nationalrat zur Hauptsache machen.