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So etwas von behindert!

Für die Mechiuche Zytig legte ich dar, warum ich ganz bewusst von «Behinderung» spreche und nicht von «Beeinträchtigung».

Die Bundesverfassung schützt uns Menschen mit BEHINDERUNG vor Diskriminierung. Seit knapp 20 Jahren gibt es ein BEHINDERTEN-Gleichstellungsgesetz. Die Schweiz hat die BEHINDERTEN-Rechtskonvention der UNO unterzeichnet. Im Grossen Rat werden wir in der Sommersession das BEHINDERTEN-Leistungsgesetz verabschieden.

Zugegeben, viele dieser Rechte sind kaum mehr wert als das Papier, auf dem sie stehen. Deshalb haben wir Ende April die «Inklusions-Initiative» lanciert (www.inklusions-initiative.ch). Mit der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung soll nun ernst gemacht werden. Wir wollen nicht noch einmal 20 Jahre warten.

Ganz bewusst spricht der Initiativtext von «Behinderung», genauso wie die oben genannten Gesetzestexte. Die Behinderung ist das Kriterium, das zählt. Genau dieser Begriff, der im Alltag je länger je mehr verschwindet. Er sei ein Schimpfwort. Man sage jetzt «Beeinträchtigung». Solche und ähnliche Sätze höre ich immer wieder.

Mich stört die Bezeichnung «Behinderung» und «behindert» überhaupt nicht. Im Gegenteil! Sie sagt aus, was wir sind und werden: behindert. Wir sind in unserem Alltag behindert, weil die Gesellschaft uns immer wieder Hindernisse in den Weg stellt: Spontan den Zug nehmen – für mich unmöglich! Ein Restaurant oder eine Veranstaltung besuchen ohne vorgängige Abklärung – nur mit dem Risiko, draussen zu bleiben!

Dass ich mich im Rollstuhl fortbewege, gehört zu meiner Lebensart. Dass ich deswegen weitgehend vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen bin oder nur mit grossem Zusatzaufwand teilhaben kann, behindert mich.

Falls wir den Begriff «Behinderung» aus unserem Wortschatz verbannen, dann anerkennen wir auch nicht mehr, dass sich die Gesellschaft ändern muss, damit Menschen mit Behinderung endlich gleichwertig teilhaben können. Und das wäre so etwas von behindert!

Simone Leuenberger, EVP-Grossrätin, Uettligen (www.simoneleuenberger.ch)

2 Kommentare

  1. Nelli Riesen Nelli Riesen

    LIEBE SIMONE

    VIELEN DANK FÜR DEINEN ARTIKEL!
    SO WAS VON KLAR, SO WAS VON UNMISSVERSTÄNDLICH, SO WAS VON GUT!

    ICH WÜNSCHE DEINE WORTE WERDEN NICHT NUR GEHÖRT, SONDERN AUCH VERSTANDEN.

    HERZLICHE GRÜSSE
    NELLI RIESEN.

    • Danke, Nelli! Das wünsche ich mir auch. Liebe Grüsse, Simone

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